Heilpädagogische Therapie


Heilpädagogische Lerntherapie
bei Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen
 
Die bewusste Lenkung der Aufmerksamkeit ist kein Akt, der von selbst passiert. Auch wenn wir es oft nicht merken, wir brauchen Kraft und Energie, um gezielt aufpassen und uns auf etwas konzentrieren zu können. Ist die Energie verbraucht, können wir die Aufmerksamkeit immer weniger fokussieren, lassen uns ablenken, können wichtige Informationen nicht mehr so gut von unwichtigen herausfiltern, reagieren auf alle möglichen Signale aus der Umwelt, schließlich werden wir hibbelig und nervös, oder schalten ab.  
Kinder mit Teilleistungsstörungen können ihre Wahrnehmungsleistungen auch beim gewohnten Lesen, Schreiben oder Rechnen nicht unter einem kräftesparenden Routine-Modus erbringen, sie müssen sich immer so anstrengen, als ob sie etwas Neues lernten. ihre Kräfte sind also viel schneller verbraucht, als bei Nicht-Betroffenen. Kinder mit Teilleistungsstörungen zeigen dann natürlich Aufmerksamkeits- und Konzentrationsschwächen, obwohl sie keine Aufmerksamkeitsstörung haben. (Trotzdem kann aber zusätzlich eine Aufmerksamkeitsstörung oder eine Aufmerksamkeits-Hyperaktivitätsstörung bei einer Teilleistungsstörung vorliegen.)  
Auch emotionale Belastungen können Defizite in Aufmerksamkeit und Konzentration verursachen.
 
Es muss sich also nicht immer um eine tatsächliche ADS (Aufmerksamkeitsdefizitstörung) oder um eine ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung) handeln, wenn Aufmerksamkeit und Konzentration geschwächt oder gestört sind.
 Bei ADS und ADHS liegen neurophysiologische Besonderheiten des Gehirnstoffwechsels vor, die von Betroffenem zu Betroffenem unterschiedliche Schweregrade und Beeinträchtigungen aufweisen können.
An den Anfang jeder Lerntherapie gehört also das genaue Hinschauen, durch welche Ursachen Aufmerksamkeit und Konzentration gestört sind.
 
Therapie- und Fördermöglichkeiten


    •     Regeln einhalten
Im spieltherapeutischen Bereich kann ausprobiert werden, ob man ein Spiel überhaupt spielen kann, wenn niemand sich an die ausgemachten Spielregeln hält. Ist auf diesem Weg der Wert von Spielregeln erkannt worden, kann die Regeleinhaltung zusätzlich durch kleine Belohnungen verstärkt werden. Das Ziel der spielerischen Übung ist es, den Sinn für aufgestellte Regeln zunächst auf die Struktur der Therapiestunde zu übertragen und im weiteren Verlauf auf Schule und häuslichen Bereich.
    •    Eigenwahrnehmung schulen
Das Kind soll sensibel dafür werden,welche „negativen“ Reaktionen es durch unüberlegtes und vorschnelles Verhalten bei anderen Menschen auslösen kann.  In der therapeutischen Beziehung und in Rollenspielen können Auslöser und Muster bestimmten Verhaltens erkannt werden.
    •    Signale erkennen, Selbstinstruktionen nutzen
Kann das Kind erkennen, in welchen Situationen es durch sein Verhalten für ihn negative Reaktionen auf sich zieht, kann geübt werden, für solche Situationen auch Auslöser und Signale zu erkennen und sich im eigenen Reagieren durch „Selbstinstruktionen“ zu bremsen. Wichtig im gesamten Umfeld ist dabei immer, dass nicht der Wert der kleinen Persönlichkeit infrage steht, sondern nur das aktuelle Verhalten.
    •    Neue Verhaltensmuster trainieren
Die Selbstinstruktion „Halt!“ oder„Stopp!“ ist ein erster Schritt aber noch nicht das Ende des Weges.
Für immer wiederkehrende Situationen ist es sinnvoll, im Rollenspiel ein passendes Reaktionsmuster anzutrainieren.
    •    Aufmerksamkeit und Konzentration erhöhen
 Auch hier steht am Anfang eine „Sensibilisierung“ für jene Zeitpunkte, in denen das relevante Umgebungsgeschehen nicht mehr mitverfolgt und stattdessen inneren Impulsen oder äußeren Ablenkungen nachgegangen wird.
Speziell bei schriftlichen Arbeiten kann die selektive Aufmerksamkeit und die anschließende Kontrolle über die Aufgabe auch gut über das Marburger Konzentrationstraining geübt werden.
    •    Kreativität und geistige Möglichkeiten ausschöpfen
 Für ADHS-Kinder ist es besonders wichtig, die oft reich vorhandenen Ressourcen in Erfahrung zu bringen.